Chronologie der Ereignisse
Die Vorgeschichte
Am 6. Juni 1944 begann die großangelegte Landungsoperation alliierter Truppen in der Normandie, der sogenannte „D-Day“. Schon einen Monat zuvor hatte ihre militärischen Führungsspitzen beschlossen, dass nach der geglückten Landung ein Hauptstoß durch Nordfrankreich, Belgien und die Niederlande auf das Ruhrgebiet zielen sollte. Es lag im Westen Deutschlands und damit durchaus in Reichweite der alliierten Armeen. Gleichzeitig war diese Industrieregion von strategischem Wert, denn sie war sie eines der Zentren der deutschen Rüstungsindustrie und Kohleförderung. Die Oberbefehlshaber der Alliierten, US-General Dwight D. Eisenhower und der britische Feldmarschall Bernard Montgomery, sahen in ihrem Plan einen Schlüssel zum Sieg. Montgomery wollte allerdings den sogenannten Westwall, der sich entlang der deutschen Westgrenze von Süden bis nach Kleve hinzog, nicht frontal angreifen. Dieser Westwall, oder die Siegfried-Linie, wie die Alliierten sie nannten, sollte nördlich von Kleve umgangen werden – und zwar auf niederländischen Boden. Montgomery plante, in Richtung Nimwegen und Arnheim vorzurücken. Bei Nimwegen sollten seine Truppen den Fluss Waal, bei Arnheim den Nederrijn überwinden, dann nach Süden schwenken, in Deutschland eindringen und das Ruhrgebiet weiträumig einschließen. Gleichzeitig sollte ein zweiter alliierter Angriffskeil südlich von Aachen den Westwall durchbrechen, bei Köln/Bonn über den Rhein gehen und das Ruhrgebiet von Süden umschließen. In der Nähe von Hamm sollten sich die Greifarme dieser riesigen Zangenoperation um das Ruhrgebiet schließen. Außerdem war geplant, nördlich des Ruhrgebiets über die norddeutsche Tiefebene weiter nach Osten und Norden vorzustoßen. Hier bot sich eine nicht allzu dicht besiedelte, flache Landschaft und ein gut ausgebautes Straßennetz, das den hochmotorisierten alliierten Truppen ermöglichen könnte, rasch vorzurücken.
Anfang September 1944 war die erste Phase von Montgomerys Plan zum Angriff in Richtung Ruhrgebiet erfolgreich abgeschlossen. Der Ausbruch aus der Normandie war gelungen, ein Erfolg war auch der rasche Vormarsch durch Nordfrankreich und Belgien, die Truppen der Alliierten hatten die südliche Grenze der Niederlande erreicht. Weiter südlich standen amerikanische Armeen fast entlang der gesamten Westgrenze Deutschlands. Am 12. September 1944 besetzten amerikanische Truppen bei Aachen die ersten deutschen Dörfer.
Im September 1944 hegten die Alliierten die Hoffnung, dass der Krieg noch vor Weihnachten siegreich beendet werden könnte. Montgomery wollte das Momentum seiner Armeen nutzen und plante einen kühnen Angriff. Amerikanische und britische Luftlandetruppen sollten im Rücken der deutschen Front bei Eindhoven, Nimwegen und Arnheim landen und den britischen Bodentruppen einen sogenannten „Korridor“ eröffnen, durch den sie sich einen Weg von der niederländisch-belgischen Grenze bis nach Arnheim bahnen könnten. Bei Nimwegen und Arnheim sollten sie intakte Brücken über die Flüsse Waal und Nederrijn erobern und halten, um so das Hindernis dieser Wasserwege problemlos zu überwinden. Die kombinierte Offensive von Boden- und Luftlandetruppen trug den Decknamen „Market Garden“. Der Beginn dieser Operation im September 1944 bedeutete, dass die niederländischen und die deutschen Gebiete des Niederrheins fortan gemeinsam zum Schauplatz folgenreicher militärischer Ereignisse wurden.
Arnheim scheitert - Die Operation „Market Garden“
1944
Sonntag, 17. September 1944
Die Operation „Market Garden“ beginnt: Nördlich von Eindhoven landet die 101. US- Luftlandedivision; südlich von Nimwegen, bei Grave, Groesbeek und Wyler landet die 82. US- Luftlandedivision. Nördlich des Nederrijns, acht Kilometer westlich von Arnheim, werden Einheiten der 1. britische Luftlandedivision abgesetzt. Die Briten treffen auf überraschend harten Widerstand der Deutschen, die bei Arnheim unter anderem Einheiten der 9. und 10. SS-Panzerdivision stationiert haben. Weitere deutsche Verstärkungen treffen ein. Dennoch erreicht am Abend ein britisches Fallschirmjäger-Bataillon die Straßenbrücke am Südrand der Innenstadt von Arnheim und versucht sie zu halten.


Dienstag, 19. September
Einige viermotorige US-Bomber greifen Emmerich an. Die Stadt gilt als Verkehrsknotenpunkt hinter der Front. Das Ziel der Bomben ist das Bahngelände, aber auch Teile der Stadt werden getroffen. 42 Zivilisten und 15 Soldaten kommen ums Leben. Neun viermotorige US-Bomber greifen Wesel an, auch hier sind die Bahnanlagen das Ziel. Getroffen jedoch auch Häuser jenseits der Bahnschienen - dabei sterben 16 Menschen.
Mittwoch, 20. September
Ein Teil der amerikanischen Luftlandeeinheiten ist bis nach Nimwegen vorgestoßen. Außerdem hat die Luftlandung den britischen Bodentruppen und Panzern einen Weg nach Nimwegen eröffnet. Dort erobern Briten und US-Fallschirmjäger gemeinsam die beiden intakten Brücken über den Fluss Waal. Das Zentrum von Nimwegen ist zum Zeitpunkt der Befreiung bereits stark zerstört, denn am 22. Februar 1944 hatten amerikanische Bomber die Stadt angegriffen. Sie waren auf dem Weg nach Gotha in Thüringen gewesen, als der Befehl kam, die Mission abzubrechen. Daraufhin hatten die Besatzungen Nimwegen als Ausweichziel ausgewählt. Bei dem Bombardement waren 771 Einwohner ums Leben gekommen – damit gilt dieser Vorfall als der verlustreichste Angriff auf eine niederländische Stadt. Die Kämpfe im September 1944 bringen weitere Zerstörungen, auch weil die Deutschen beim Rückzug Gebäude in Brand setzten. Bei der Befreiung Nimwegens kommen 261 Einwohner ums Leben.

Montag, 25. September
Die Briten haben im Luftlande-Brückenkopf bei Arnheim schwere Verluste erlitten; der Großteil der Soldaten muss sich den Deutschen ergeben. Schon vier Tage zuvor hatten die Deutschen die britische Einheit an der Brücke in Arnheim überwältigt. Damit ist der entscheidende Teil der Operation Market Garden, die Überwindung des Nederrijns auf niederländischem Gebiet, gescheitert. Arnheim ist schwer zerstört. Ein Befehl der deutschen Besatzer zwingt die Bewohner von Arnheim, ihre Stadt zu verlassen. Anschließend wird die Stadt von den Deutschen systematisch geplündert.
In Deutschland erlässt Adolf Hitler die Weisung zum Aufruf des „Volkssturms“. Die männliche Bevölkerung zwischen 16 und 60 Jahren wird für mögliche Einsätze an der Front erfasst. Hitlerjungen, ältere Männer, BDM-Mädchen werden zum „Schanzeinsatz“ aufgefordert und sollen fortan den Westwall zwischen Venlo und Kleve ausbauen.


Dienstag, 26. September
Am Abend greifen Jagdbomber Kleve an und werfen Bomben. Innerhalb von 15 Minuten sterben dabei 68 Menschen. In den Tagen zuvor waren bereits 30 Klever durch Jagdbomberangriffe, die dem Bahngelände galten, getötet worden.
Mittwoch, 27. September
In Wesel herrscht den ganzen Tag Luftalarm, gegen 10 Uhr vormittags fallen an verschiedenen Stellen der Stadt einige schwere Sprengbomben, es gibt Todesopfer. Das Ziel britischer Bomber an diesem Tag sind eigentlich Ölraffinerie-Anlagen in Sterkrade. Wegen einer dichten Wolkendecke finden 53 Maschinen ihr Ziel nicht und werfen ihre Bomben mehr oder weniger „blind“ auf Ausweichziele in der Nähe ab.
Donnerstag, 28. September
Emmerich wird bombardiert. Der Angriff gilt dem Bahnhof, doch auch in der Stadt entstehen erheblich Schäden. 47 Zivilisten und fünf Soldaten werden getötet.
Samstag, 30. September
In Goch wird das Gebiet um den Bahnhof bombardiert, 35 Menschen sterben.
20 Kilometer südwestlich von Goch, auf niederländischem Gebiet, wollen britische und amerikanische Panzereinheiten in Richtung Südwesten auf Overloon vorstoßen. Ihr Ziel ist es, die deutschen Truppen aus dem Gebiet westlich der Maas zu verdrängen. Den Angreifern stellt sich eine deutsche Panzerbrigade entgegen, es beginnt eine Schlacht, die erst zwei Wochen später mit der Einnahme von Overloon und Venray durch die Alliierten enden wird.
Montag, 2. Oktober
Britische Generale kommen zu Planungskonferenz zusammen. Sie erwägen, aus dem Raum Nimwegen linksrheinisch eine Offensive in Richtung Wesel und bis nach Venlo und Krefeld zu starten. Der Angriffsbeginn der „Operation Gatwick“ könnte zwischen dem 8. und 10. Oktober liegen.
Samstag, 7. Oktober
Am frühen Nachmittag dieses Tages bombardiert die britische Luftwaffe Kleve und Emmerich. Beide Städte liegen im Bereich der geplanten britischen „Operation Gatwick“. Außerdem führen die wichtigen Zufahrtsstraßen zur Front bei Nimwegen/Arnheim durch Emmerich und Kleve. Bei der Zerstörung Emmerichs durch 340 viermotorige Bomber sterben 575 Zivilisten und 26 Soldaten. In Kleve kommen bei dem Angriff durch 351 viermotorige Bomber 463 Menschen ums Leben.
Aus Furcht vor Bombenangriffen beginnt in Wesel eine erste Fluchtbewegung von Zivilisten. Die nicht berufstätige Bevölkerung hat die Möglichkeit, Sonderzüge zu nutzen, die abends abfahren und die Weseler Flüchtlinge in den Raum Magdeburg bringen. Ein Reservelazarett der Wehrmacht in Wesel wird aufgelöst und verlegt. Auch in den linksrheinischen Städten nutzen Frauen und Kinder die Möglichkeit zur Evakuierung in den Raum Magdeburg.
Montgomery sagt die „Operation Gatwick“, den Angriff auf dem linken Niederrhein, ab. Eine andere Aufgabe erscheint ihm nun dringlicher: Die Eroberung der niederländischen Gebiete an der Nordseemündung der Schelde. Die Schelde-Mündung wird von der Wehrmacht kontrolliert und verteidigt, um alliierten Schiffen den Zugang zum Hafen von Antwerpen zu verwehren. Die Öffnung dieses Hafens würde die Nachschubwege der Alliierten zur Front am Niederrhein entscheidend verkürzen. Bislang stehen ihnen nur Häfen in der Normandie und in Nordfrankreich zu Verfügung.
Sonntag, 8. Oktober
Westlich der Maas, in niederländischen Dörfern zwischen Venlo und Roermond, führen die deutsche Ordnungspolizei und Soldaten der Wehrmacht die erste große “Kirchenrazzia” durch. Sie passen das Ende der Gottesdienste in verschiedenen Kirchen ab und entführen an diesem Tag etwa 2000 männliche Kirchgänger, um sie nach Deutschland zur Zwangsarbeit zu deportieren. Darunter sind auch Jungen ab 14 und Männer über 60 Jahre. Bei weiteren Razzien im Herbst 1944 werden in den Dörfern 1000 weitere Männer zusammengetrieben und zur Arbeit in Deutschland gezwungen.
Die Bevölkerung von Goch wird aufgerufen, die Stadt zu verlassen. Im Laufe des Oktober kommen etwa 10.000 Menschen diesem Aufruf nach. Etwa die Hälfte von ihnen wird in Dörfern in der Umgebung von Magdeburg untergebracht.
Donnerstag, 12. Oktober
Bei der “Aktion Gustav” entführen die Deutschen in Venlo 360 Männer zur Zwangsarbeit nach Deutschland.
Freitag, 13. Oktober
41 amerikanische Bomber greifen gegen 11 Uhr Venlo an. Die Stadt ist noch immer von den Deutschen besetzt und gilt mit ihren beiden Brücken über die Maas als ein wichtiges Ziel hinter der Front. Bei diesem Angriff sterben 59 Zivilisten.
Sonntag, 15. Oktober
Hinter der Frontlinie wird ein 10 bis 15 Kilometer breiter Streifen im Kreis Kleve zur „Roten Zone“ erklärt, dazu gehört auch die Stadt Kleve. Frauen und Kinder müssen diese Zone verlassen, Männer unter 60 dürfen bleiben. Hinter dieser Zone liegt die „Grüne Zone“, der rückwärtige Raum der Front. Hier halten sich fortan viele der evakuierten Zivilisten aus der „roten Zone“ auf.
Die Frontlinie verläuft noch jenseits der Grenze, auf niederländischem Boden, deswegen müssen dort auch die niederländischen Bewohner der „Roten Zone“ zwangsweise ihre Häuser und Höfe verlassen. Die Flüchtlingstrecks durchqueren zu Fuß den linken Niederrhein Richtung Rees, setzen dort über den Fluss und müssen sich rechtsrheinisch wieder auf niederländisches Gebiet begeben. Das Vieh aus den betroffenen Gebieten beiderseits der Grenze wird nach Osten getrieben und über den Rhein gebracht. Hitlerjungen begleiten diese Viehtrecks.
Montag, 16. Oktober
In den deutsch besetzten Dörfern zwischen Venlo und Gennep beginnt eine weitere Razzia, bei der männliche Bewohner zur Zwangsarbeit nach Deutschland entführt werden. Bis zum Ende des Jahres 1944 folgen weitere Razzien in den deutsch besetzten Gebieten und Städten an der Maas.
Sonntag, 22. Oktober
Ein kleiner Verband viermotoriger US-Bomber greift Geldern an, 25 Menschen sterben.
Montag, 23. Oktober
Am Abend fallen Bomben auf Rees. Es ist der zweite Angriff auf die Stadt, nachdem bereits am 11. September Bomben auf den Bereich der Gleisanlagen der Kleinbahn abgeworfen worden waren. Bei beiden Angriffen kamen jeweils sechs Zivilisten ums Leben.
Dienstag, 24. Oktober
1200 niederländische Zwangsarbeiter treffen in Goch ein; sie waren in Enschede von der Straße weg deportiert worden und sollen zu Schanzarbeiten am „Westwall“ eingesetzt werden.
Samstag, 4. November
Kanadische und britische Einheiten haben die Gebiete an der Nordsee beiderseits der Schelde-Mündung erobert. Der Zugang für Schiffe zum Hafen von Antwerpen ist frei. Da zunächst Seeminen geräumt werden müssen, wird es noch drei Wochen dauern, bevor Frachter den Hafen ansteuern können – erst ab Ende November wird der Nachschub die Alliierten an der Front am Niederrhein schneller erreichen.
Sonntag, 5. November
Venlo wird erneut von US-Bombern angegriffen. Sie sollen die Maasbrücken zerstören, doch dies gelingt nicht. Ein Kloster wird getroffen, dabei sterben 13 Ordensschwestern und zwei weitere Venloer Bürger.

Freitag, 10. November
Die „Aktion Rosenstock“ beginnt: Bei einer Razzia riegeln die Deutschen Rotterdam ab, durchsuchen alle Häuser und deportieren über 50.000 Männer zwischen 17 und 40 Jahren. Diese müssen in Deutschland Zwangsarbeit leisten. Viele von ihnen kommen ins Ruhrgebiet und in die Region entlang des Rheins – dort sollen sie bei Schanzarbeiten am „Westwall“ eingesetzt werden.
Sonntag, 19. November
In Venlo erfolgt um 15.30 Uhr ein Angriff von 68 britischen Bombern auf die beiden Maasbrücken. Sie werden getroffen, aber nicht zerstört, gelten jedoch fortan für den Verkehr als weitgehend unbrauchbar. 19 Einwohner sterben bei diesem letzten Bombardement. Bei den insgesamt 13 Angriffen auf Venlo und seine Brücken seit dem 13. Oktober sind in Venlo insgesamt 212 Bürger getötet worden, die Innenstadt ist weitgehend zerstört.
Samstag, 25. November
Die deutsche Wehrmacht sprengt in Venlo die beiden Brücken über die Maas.
Dienstag, 28. November
Der „Reichsverteidigungskommissar für den Reichsverteidigungsbezirk Essen“ befiehlt die Räumung der Stadt Goch von der gesamten Zivilbevölkerung. Sie soll bis zum 5. Dezember erfolgen. Ausgenommen sind Männer im Alter von 16 bis 60 Jahren, die für den Einsatz im Volkssturm vorgesehen sind. Ein Räumungskommission geht von Haus zu Haus und setzt den Befehl durch. Danach befinden sich noch etwa 2000 Männer in Goch.
Sonntag, 3. Dezember
Alliierte Tiefflieger greifen bei Werth einen Zug an, der auf der Bahnstrecke von Empel über Bocholt nach Münster auf den Gleisen steht. In dem Zug befinden sich 1000 niederländische Zwangsarbeiter, von denen viele durch den Beschuss verwundet werden, 14 von ihnen sterben.
Bomben fallen auf Geldern. Die verbliebene Zivilbevölkerung steht kurz vor der Evakuierung in Gebiete westlich der Oder; bei dem Angriff kommen 37 Menschen kommen ums Leben.
Dienstag/Mittwoch, 5./6. Dezember
Bei der „Sinterklaas-Razzia“ werden in Haarlem in den Niederlanden 1300 Männer zwischen 17 und 40 Jahren entführt und von den Deutschen zur Zwangsarbeit in Lager bei Rees, Bienen, Praest gebracht. Sie müssen unter schrecklichen Umständen in den Lagern der „Hölle von Rees“ leben und dort Panzergräben und Erdbefestigungen anlegen.
Samstag, 16. Dezember
Die Front an der deutsch-niederländischen Grenze am Niederrhein tritt in den Hintergrund, als weiter südlich die deutsche „Ardennen-Offensive“ in der Eifel beginnt. Unter Aufbietung aller Kräfte durchbrechen deutsche Truppen die amerikanischen Linien und stoßen nach Belgien und in Luxemburg vor, ihr Ziel ist Antwerpen. Nach zehn Tagen gelingt es den Alliierten, die angreifenden deutschen Truppen aufzuhalten und zurückzuwerfen.
1945
Samstag, 13. Januar
Die Deutschen versuchen in Nimwegen die Brücke über die (den?) Waal durch 17 „Biber“ Ein-Mann-U-Boote zu zerstören, werden aber abgewehrt. Seit der Befreiung im September 1944 liegt Nimwegen unter deutschen Artilleriebeschuss. Insgesamt kommen in diesen Monaten in Nimwegen 800 Zivilisten ums Leben.
Sonntag, 14. Januar
Die deutschen Besatzer befehlen die Evakuierung von Venlo. In den folgenden Wochen müssen Tausende Einwohner die Stadt verlassen, sie werden in Zügen in die nördlichen Niederlande gebracht.
Donnerstag, 18. Januar
Die deutsche 6. Fallschirmjägerdivision greift südwestlich von Arnheim auf der „Betuwe-Insel“ die britischen Stellungen an.
Sonntag, 21. Januar
Die in der „Roten Zone“ und der „Grünen Zone“ am Niederrhein verbliebenen männlichen Zivilisten zwischen 16 und 60 Jahren werden zum „Volkssturm“ einberufen. Die „Volkssturm“-Bataillone sollen sich den an der Front eingesetzten Wehrmacht-Divisionen unterstellen und durch diese ausgebildet werden. Es gibt jedoch kaum Waffen für die „Volkssturm“-Männer.
Donnerstag, 1.Februar
Die Front entlang des Westwalls verläuft noch immer auf niederländischem Boden zwischen Nimwegen und Roermond; die „Rote Zone“ hinter der Front wird auf deutschen Befehl nun weitgehend von allen verbliebenen Zivilisten geräumt. Der „Westwall“ ist inzwischen besser ausgebaut, Soldaten der Wehrmacht beziehen die Stellungen. Die 1. Fallschirmarmee, kommandiert von General Schlemm, hält den Frontabschnitt. Seine Armee gehört zur Heeresgruppe H, die von General Blaskowitz kommandiert wird.
139 viermotorige amerikanische Bomber greifen die Weseler Eisenbahnbrücke und die Straßenbrücke an. Zwischen Duisburg und Nimwegen/Arnheim gibt es nur in Wesel Brücken über den Rhein. Damit gilt Wesel – sowohl für die Wehrmacht wie auch für die Alliierten – als der wichtigste Verkehrsknotenpunkt am Niederrhein. Die US-Bomber treffen auch das Weseler Stadtgebiet, es gibt 14 Tote sowie Verletzte unter der Bevölkerung. Nach diesen Angriffen stellen in Wesel alle Schulen auf unbestimmte Zeit ihren Unterricht ein. Wegen der häufigen Fliegeralarme und der nun greifbaren Gefahr verlassen viele Weseler die Stadt. Von Drevenack aus fahren Züge, die Zivilisten aus dem gefährdeten Gebiet ins Sicherheit bringen sollen.
Samstag, 3. Februar
Britische Tiefflieger greifen auf dem Bahngelände in Dingden eine Lokomotive an. In Panik verlassen niederländische Zivilisten einen in der Nähe wartenden Zug, mit dem über 1300 Menschen aus dem Raum Roermond in Viehwaggons nach Nordholland zwangsevakuiert werden sollen. Vier Niederländer sterben durch den Tieffliegerbeschuss, sechs werden schwer verletzt.
Die Eroberung des linken Niederrheins und die Zerstörung Wesels - Die Operationen „Veritable“, „Grenade“ und „Blockbuster“
Mittwoch, 7. Februar
Ab 10 Uhr abends bombardieren 286 viermotorige britische Bomber Kleve. In der Stadt gibt es nur noch wenige deutsche Zivilisten; doch etwa 100 ukrainische Zwangsarbeiter, die im Gefängnis eingesperrt waren, werden getötet. Fast gleichzeitig greifen 448 viermotorige Bomber Goch an. Die Stadt ist weitgehend von ihren Bewohnern verlassen, doch neben 30 Zivilisten kommen über 200 Zwangsarbeiter – vorwiegend sowjetische Kriegsgefangene und italienische „Militärinternierte“ - ums Leben. Gegen Mitternacht greifen 95 viermotorige Bomber der britischen Luftwaffe Kalkar, Uedem und Weeze an.
Donnerstag, 8. Februar
Die britische Operation „Veritable“ beginnt um 5 Uhr morgens mit Artilleriefeuer aus 1050 Geschützen. Für diese Offensive sind in den Bereitstellungsräumen zwischen Nimwegen und Boxmeer etwa 340.000 Mann an Kampf- und Unterstützungstruppen zusammengezogen worden. Ab 10.30 Uhr greifen Einheiten des britischen XXX. Armee-Korps im Raum Gennep und Hekkens sowie bei Groesbeek und Wyler in Richtung Reichsgrenze an. Neben drei britischen Divisionen sind in der ersten Angriffswelle auch zwei kanadische Divisionen im Einsatz. Der nördliche Teil des Operationsgebietes in der Rheinniederung ist überflutet, da die Wehrmacht in diesem Bereich die Deiche gesprengt hat. Das Ziel der alliierten Großoffensive ist die Eroberung des linken Niederrheins, wenn möglich sollen die noch intakte Eisenbahnbrücke und die Straßenbrücke bei Wesel unversehrt eingenommen werden. Doch schon in der Anfangsphase leisten die deutschen Verteidiger im Reichswald heftigen Widerstand.


Bei Wesel wird ein Güterzug mit zwangsevakuierten niederländischen Familien aus Roermond auf einem Abstellgleis in den Kanonenbergen in Blumenkamp von alliierten Jagdbombern angegriffen, 15 niederländische Zivilisten sterben durch den Beschuss.
Freitag, 9. Februar
Briten und Kanadier haben zum Auftakt der Operation „Veritable“ die vordersten deutschen Verteidigungsstellungen am nordwestlichen Rand des Reichswaldes durchbrochen, doch im Wald entbrennen langanhaltende Kämpfe. Der Boden ist aufgetaut, schlammige Wege sowie das unübersichtliche Waldgelände erschweren das Vorrücken von Fahrzeugen und Panzern. Die niedrige Wolkendecke macht es alliierten Jagdbombern unmöglich, Bodenziele im Kampfgebiet anzugreifen.

In Rheinberg fallen Bomben.
Samstag, 10. Februar
An diesem Tag soll im Raum zwischen Roermond und Düren die 9. US-Armee den Fluss Rur überschreiten, um dann den linken Niederrhein zwischen Düsseldorf und Wesel zu erobern. Die Operation mit dem Decknamen „Grenade“ kann jedoch nicht stattfinden, da die Deutschen die Rur-Staudämme gesprengt hatten und die Rur reißendes Hochwasser führt; dies macht den Flussübergang der Amerikaner vorläufig unmöglich.
Wesel wird von US-Bombern angegriffen. Etwa 50 Bomben treffen die nördlichen Teile der Stadt. Viele Weseler verlassen ihre Häuser und kommen in den umliegenden Dörfern unter. Die Stadtverwaltung ist inzwischen in Blumenkamp untergebracht (Prieur S. 53) .
70 Jagdbomber greifen Xanten an, 57 Menschen sterben.
Sonntag, 11. Februar
Kevelaer wird bombardiert, fünf Menschen sterben.
Montag, 12. Februar
Vier Tage nach dem Beginn ihrer Großoffensive haben die Briten die Ruinen von Kleve erobert. Vorstöße von Briten und Kanadiern in Richtung Kalkar werden von den Deutschen gestoppt. Sie verteidigen hartnäckig das Gebiet um Schloss Moyland, um den Alliierten dort den Vormarsch über die Reichsstraße 57 zu verwehren. Als Verstärkung kommt die deutsche 116. Panzerdivision und die 15. Panzergrenadierdivision im Raum Kalkar und Goch zum Einsatz.

Dienstag, 13. Februar
In den Straßen Uedems warten am Vormittag viele Zivilisten mit ihrem Gepäck auf die Evakuierung über den Rhein, doch die dafür vorgesehenen Lastwagen treffen nicht ein. Gegen 10.30 Uhr greifen sechs Bomber an, danach beschießen Tiefflieger den Ort. An diesem Tag kommen in Uedem 23 Menschen ums Leben. Am Nachmittag gegen 16 Uhr wird Xanten bombardiert.
Mittwoch, 14. Februar
Das Wetter klart auf, die Alliierten können nun ihre Luftstreitkräfte wie geplant einsetzen. 37 viermotorige US-Bomber greifen die Weseler Rheinbabenbrücke an. Der in Richtung Büderich gelegene Teil der Straßenbrücke bricht nach Bombentreffern ein.

Das größtenteils evakuierte Geldern gilt als Verkehrszentrum hinter der Front und wird morgens ab 9 Uhr immer wieder von kleinen Formationen zweimotoriger US-Bomber angegriffen. Durch Brandbomben ausgelöste Brände zerstören große Teile der Stadt, 10 Menschen sterben. Auch Nieukerk wird bombardiert, ebenso wie Kevelaer, in Wetten bei Kevelaer sterben durch Luftangriffe 11 Zivilisten und 18 deutsche Soldaten. Bomben fallen auch auf Xanten.
Deutsche „Me 262“-Düsenjäger fliegen 53 Einsätze über dem Kampfgebiet am linken Niederrhein und bombardieren alliierte Kolonnen und Verkehrswege im Raum Kleve, Gennep und Nimwegen.
In Rees fallen in der Nacht Bomben. Das Altersheim des Krankenhauses wird getroffen, neun Menschen sterben bei diesem Angriff. Viele Reeser verlassen die Stadt und kommen bei Verwandten oder Bekannten in den umliegenden Dörfern unter.
Freitag, 16. Februar
63 viermotorige US-Bomber greifen gegen 11.30 Uhr Wesel an, das Ziel sind zunächst die Rheinbrücken, doch auch die Stadt wird schwer getroffen. Der größte Teil der verbliebenen Bevölkerung flieht aus der Stadt. Nach diesen ersten schweren Angriffen melden die Sirenen gegen 15 Uhr „Entwarnung“, doch gegen 16 Uhr beginnt ein Großangriff von 100 viermotorigen Bombern der Royal Air Force. Sie zerstören die Stadt zu großen Teilen. In der Nacht entwickeln sich Großbrände in Wesel, Zeitzünder-Bomben explodieren. In Wesel kommen an diesem Tag 322 Einwohner ums Leben, darunter auch Weseler, die schon zu Weihnachten 1944 aus der Evakuierung in die Stadt zurückgekehrt waren. Auch etwa 100 deutsche Soldaten sollen ums Leben gekommen sein.
Zweimotorige US-Bomber greifen an diesem Tag gegen 12 Uhr Rees an. Viele Sprengbomben fallen allerdings außerhalb der Stadt in die Rheinwiesen. Die Stadt wird jedoch von Brandbomben getroffen und durch Feuer weitgehend zerstört, 32 Menschen sterben. Auf dem Kirchplatz stehen zwei voll beladene Wagen mit Artilleriemunition, die von Brandbomben getroffen werden, die Granaten explodieren nach und nach. Auch das Reeser Krankenhaus brennt aus, die Patienten werden evakuiert und im Haus Aspel untergebracht. Dort befindet sich bereits ein Kriegslazarett der deutschen Wehrmacht.
Samstag, 17. Februar
Im zerstörten Wesel versuchen Helfer, verschüttete Opfer zu retten und Leichen zu bergen. Patienten aus dem zerstörten Weseler Marienhospital werden in die Krankenhäuser Dinslaken, Walsum, Hamborn und Sterkrade transportiert. An diesem Tag ist ein erneuter Angriff der britischen Luftwaffe auf Wesel vorgesehen. Doch die 298 viermotorigen britischen Bomber bekommen den Befehl, den Einsatz abzubrechen, da die Stadt unter einer geschlossenen niedrigen Wolkendecke liegt.

Sonntag, 18. Februar
Ein weiterer schwerer Bombenangriff von 160 viermotorigen britischen Bombern trifft gegen 15 Uhr die Ruinen der Stadt Wesel. Die Hilfskräfte werden von diesem Angriff überrascht, 46 Menschen sterben. Am Abend brennt die zerstörte Stadt; immer wieder explodieren Bomben mit Zeitzünder.
Montag, 19. Februar
In Wesel beginnt die Beerdigung der Bombenopfer, sie wird sich über die folgenden Tage und Wochen hinziehen. Die Polizei bemüht sich vor den Bestattungen um die Identifizierung der Toten. Vier Massengräber werden angelegt. Die weitgehend verlassene Stadt wird gegen 15.30 Uhr erneut zum Ziel eines schweren Bombenangriffs von 168 britischen viermotorigen Bombern, dabei sterben 23 Menschen. 68 viermotorige US-Bomber greifen die Weseler Eisenbahnbrücke an, die dabei allerdings nicht zerstört wird.
Mittwoch, 21. Februar
Britische Truppen haben am Abend Goch erobert. Die Ruinen der Stadt waren sechs Tage lang von der deutschen 7. Fallschirmjägerdivision und der 84. Infanteriedivision verteidigt worden.
Südöstlich von Kleve wird Moyland erobert. Zuvor hatte die deutsche 6. Fallschirmjägerdivision über mehrere Tage alle kanadischen Angriffe abgewehrt. Unterstützt wurden die deutschen Verteidiger durch die Panzer-Lehr-Division. Am folgenden Morgen besetzen kanadische Truppen auch Schloss Moyland.

Ab 14 Uhr wird Xanten in mehreren Wellen aus der Luft angegriffen. Wenn man die Toten der vorherigen Angriffe berücksichtigt, beläuft sich die Gesamtzahl der zivilen Todesopfer in Xanten auf 122.
60 US-Bomber greifen erneut Geldern an.
Freitag, 23. Februar
Vier Divisionen der amerikanischen 9. Armee überschreiten die Rur, da der gesunkene Wasserstand nun eine Flussüberquerung möglich macht. Diese amerikanische Operation mit dem Decknamen „Grenade“ startet mit 13 Tagen Verspätung. Die Amerikaner erobern Jülich und stoßen am folgenden Tag Richtung Erkelenz nach Nordosten vor. Ein weiterer Vorstoß führt nach Norden in Richtung Venlo, das noch von den Deutschen besetzt ist.
Samstag, 24. Februar
Britische Truppen greifen aus dem Raum Goch in Richtung Weeze an, hier leisten deutsche Panzer-Einheiten und Fallschirmjäger harten Widerstand.
Zweimotorige britische Bomber greifen Geldern an.
In Rees werden Gleisanlagen im Bereich des Bahnhofs der Kleinbahn bombardiert. 18 Menschen kommen dabei ums Leben.
Die Weseler Eisenbahnbrücke wird von 70 viermotorigen US-Bombern angegriffen, aber nicht zerstört.
Sonntag, 25. Februar
Am Nachmittag wird Xanten erneut aus der Luft angegriffen; der Angriff gilt vorwiegend deutschen Beobachtungsposten auf dem Fürstenberg.

US-Flugzeuge bombardieren Rheinberg, das als Verkehrsknotenpunkt im Rücken der deutschen Front gilt. Viele Bewohner hatten die Stadt bereits verlassen, sie waren im November 1944 in die Evakuierung nach Württemberg oder in den Raum Magdeburg gegangen.
Montag, 26. Februar
Die Operation „Blockbuster“ beginnt. Zwei kanadische Panzer-Divisionen und zwei Infanterie-Divisionen greifen die deutsche Verteidigungslinie zwischen Kalkar und Uedem an. Der Höhenzug um den „Hochwald“, westlich von Xanten, stellt ein natürliches Hindernis dar, das die Deutschen sich bei der Verteidigung zunutze machen. Die Operation ist äußerst verlustreich, etwa 100 gepanzerte Fahrzeuge der Kanadier werden zerstört. Die deutschen Verteidiger wollen verhindern, dass dem Gegner die beiden Rheinbrücken bei Wesel in die Hände fallen.


Dienstag, 27. Februar
25 amerikanische Bomber greifen Sonsbeck an, 14 Menschen sterben. Elf US-Bomber attackieren Marienbaum.
Mittwoch, 28. Februar
Zwölf britische Bomber greifen Rheinberg an. Insgesamt sind bei diesem und den beiden vorherigen Angriffen 43 Zivilisten ums Leben gekommen.
Winnekendonk wird von Jagdbombern bombardiert und größtenteils zerstört.

Donnerstag, 1. März
Amerikanische Truppen befreien Venlo und Roermond.
Bomben fallen auf Kevelaer.
Freitag, 2. März
Aus Venlo greifen Truppen der 9. US-Armee über Straelen in Richtung Nordosten an – ihr Ziel sind die beiden Brücken bei Wesel. Die deutschen Verteidiger werden am linken Niederrhein nun in die Zange genommen und im linksrheinischen „Brückenkopf Wesel“ zusammengedrängt. Im Norden wehren sie sich gegen Briten und Kanadier, aus südwestlicher Richtung greifen nun die Amerikaner an.
Samstag, 3. März
Bei Geldern treffen amerikanische Truppen, die aus Venlo vorgerückt waren, auf britische Einheiten, die von Norden anrücken. Diese Vereinigung der britischen und amerikanischen Armeen ist ein symbolischer Erfolg für die Alliierten und ihr Offensive am Niederrhein, aber auch eine Bedrohung für die deutschen Verteidiger, die nun im sogenannten „Brückenkopf Wesel“ mit einer geschlossenen Front ihrer Gegner konfrontiert sind.
Britische Truppen rücken in Kevelaer ein.
Sonntag, 4. März
US-Truppen erobern Kamp-Lintfort.
Montag, 5. März
Der Vorstoß einer mobilen US-Kampfgruppe, bestehend aus Panzern und Schützenpanzern, in Richtung Wesel wird bei Rheinberg aufgehalten, die Amerikaner verlieren 39 gepanzerte Fahrzeuge.

Dienstag, 6. März
US-Truppen erobern Rheinberg.
Kanadische Truppen erobern Sonsbeck.

48 leichte britische Bomber greifen Wesel an, nachdem dort deutsche Truppenbewegungen und Fahrzeugkolonnen beobachtet wurden. In der Nacht auf den 7. März setzen die Briten diese Angriffe fort, 87 viermotorige Bomber der Royal Air Force bombardieren Wesel, danach sind noch einmal 51 leichte Bomber (vom Typ „Mosquito“) im Einsatz.
Mittwoch, 7. März
US-Truppen erreichen die Solvay-Werke in Ossenberg bei Rheinberg und stoßen über Grünthal in Richtung Büderich vor.

Donnerstag, 8. März
Kanadische Truppen erobern Xanten. Britische Einheiten erreichen Alpen, zuvor hatten sie den Höhenzug der Bönninghardt besetzt. Die Wehrmacht steht im Raum Büderich mit dem Rücken zum Rhein und verteidigt sich weiterhin. Doch der deutsche „Brückenkopf Wesel“ ist stark zusammengeschrumpft und nicht mehr zu halten. Einige deutsche Einheiten ziehen sich über die Weseler Eisenbahnbrücke auf die rechte Rheinseite zurück.



Samstag, 10. März
Um 7 Uhr morgens sprengen deutsche Pioniere die Weseler Eisenbahnbrücke. Der gesamte linke Niederrhein ist nun in der Hand alliierter Truppen, der Rhein bildet die Frontlinie. US-Einheiten nehmen am Nachmittag Büderich ein, eine amerikanische Patrouille erreicht das Fort Blücher.


Rheinübergang und Luftlandung - Die Operationen „Plunder“ und „Varsity“
Sonntag, 11. März
Der Aufmarsch der Alliierten auf dem linken Niederrhein beginnt. Die Amerikaner werden in den folgenden zwölf Tagen insgesamt 138.000 Tonnen an Nachschubmaterial heranschaffen. Die Briten legen Depots mit 30.000 Tonnen Material für den Bau von Pontonbrücken an, dazu kommen Depots mit 60.000 Tonnen Munition. 36 Landungsboote der britischen Marine werden auf dem Landweg an den Rhein transportiert. 32.000 Fahrzeuge bis hin zu Amphibienpanzern werden herangeführt. Auf der Maas üben Infanterie-Einheiten und Amphibien-Transportpanzer, wie gefechtsmäßig ein Fluss überwunden werden kann. Zahlreiche Artillerie-Einheiten werden in Stellung gebracht. Die Geschütze feuern einzelne Schüsse und Salven auf rechtsrheinisches Gebiet, um sich einzuschießen. Beide Seiten schicken nächtliche Patrouillen über den Fluss, um Informationen über den Gegner zu gewinnen. Bereitstellungsräume für die alliierten Infanterie- und Panzereinheiten werden ausgewiesen, ebenso wie Anmarschwege zum Rhein. 250.000 Mann an Kampftruppen werden herangeführt, Sanitätseinheiten richten Lazarette ein, Evakuierungsketten für Verwundete werden geplant.
Das linksrheinische Aufmarschgebiet wird von Zivilisten evakuiert. Etwa 28.000 Menschen müssen sich in Internierungslager in der Nähe der „Provinzial Heil- und Pflegeanstalt“ in Bedburg-Hau begeben. Dort haben die Briten eine Zeltstadt errichtet.
Auf deutscher Seite stehen etwa 70.000 Mann der Heeresgruppe „H“ am rechten Rheinufer bereit, um dem Rheinübergang der Alliierten entgegenzutreten. Sie legen Verteidigungsstellungen an. Wesel wird zur „Festung“ erklärt. Die Deutschen verfügen noch über 800 Geschütze sowie über knapp 250 gepanzerte Fahrzeuge, darunter sind auch einige wenige Panzer und eine größere Anzahl von Sturmgeschützen. 30.000 Mann stehen als Eingreif-Reserve im deutsch-niederländischen Grenzgebiet nördlich von Bocholt bereit. Alle Einheiten der Wehrmacht sind ständig bedroht durch Tieffliegerangriffe alliierter Jagdbomber, die den Luftraum über dem Einsatzgebiet dominieren. Sie greifen auch zivile Pferdegespanne und Bauern bei der Feldarbeit an.
Donnerstag,15. März
Entlang der gesamten Rheinfront am Niederrhein beginnt die Vernebelung des linken Rheinufers. Die Alliierten wollen durch die Nebelwand ihre Angriffsvorbereitungen verbergen.
Donnerstag, 22. März
100 viermotorige Bomber der britischen Luftwaffe greifen Bocholt an, 190 Menschen kommen dabei ums Leben.
Acht Bomber greifen Rhede an. Dort wird das St. Vincent Krankenhaus getroffen, das bislang als Reservelazarett der Wehrmacht gedient hatte. Im Krankenhaus sterben etwa 100 Menschen, vorwiegend verwundete Soldaten der Wehrmacht, aber unter den Toten sind auch 21 Zivilisten und acht Ordensschwestern.
Bei einem weiteren Bombenangriff auf Anholt wird die Stadt in weiten Teilen zerstört, 21 Menschen werden getötet.
Amerikanische Bomber greifen Altschermbeck an.
Britische Flugzeuge bombardieren das Hauptquartier der deutschen 84. Infanteriedivision auf dem Weyershof in Brünen. Dabei kommen auch acht Zivilisten zu Tode. In Dingden fallen Bomben auf das Gebiet um den Bahnhof, dabei sterben zehn Zivilisten.
Etwa 330 Rheinkilometer stromaufwärts, bei Nierstein, setzten überraschend amerikanischen Infanterieeinheiten über den Rhein. Dieser Rheinübergang unter dem Kommando von General George S. Patton verärgert den britischen Feldmarschall Montgomery, dessen Vorstoß über den Rhein bei Wesel noch bevorsteht.
Freitag, 23. März
Ab 8.30 Uhr beginnen „rollende“ Angriffe auf Dinslaken: Bis zum Abend fliegen fortlaufend Verbände zweimotoriger US-Maschinen die Stadt an und werfen Bomben. Dinslaken wird weitgehend zerstört, 511 Menschen sterben.
US-Bomber greifen Schermbeck an und zerstören große Teile des Ortes.
Churchill trifft mit dem Flugzeug auf einem ehemaligen deutschen Militärflugplatz in Herongen bei Venlo ein. Er will den bevorstehenden Großangriff über den Rhein beobachten und begibt sich zunächst ins Hauptquartier von Feldmarschall Montgomery in Walbeck.
Eisenhower landet ebenfalls in Herongen bei Venlo, um die Front zu besuchen. Er begibt sich in das US-Hauptquartier in Kamp-Lintfort.
Um 17 Uhr bombardieren 90 viermotorige Bomber die Ruinen von Wesel. Zur gleichen Zeit eröffnen entlang der ganzen Rheinfront zwischen Dinslaken und Emmerich etwa 1300 Geschütze der Alliierten das Feuer; sie beschießen wechselnde Ziele auf der rechten Rheinseite.
Ab 21 Uhr überschreiten unter dem Schutz eigenen Artilleriefeuers Einheiten der 51. Schottischen Hochland-Division in amphibischen Transportpanzern („Buffalos“) bei Rees den Rhein. Sieben Bataillone setzen über den Fluss, jedes Bataillon umfasst etwa 600 bis 800 Mann. Sie erkämpfen den „Brückenkopf Rees“. Auch schwimmfähige Kampfpanzer („Sherman DD-Tanks“) setzen mit eigener Kraft über den Rhein.
Ab 22 Uhr überqueren 1800 britische „Commando“-Soldaten in „Buffalo“-Transportpanzern den Rhein bei Wesel und sammeln sich auf der Grav-Insel. Eine halbe Stunde später erfolgt ein weiterer Luftangriff von 195 Bombern auf die Ruinen von Wesel. Danach rücken die britischen „Commandos“ auf Wesel vor.
Samstag, 24. März
Ab 2.00 Uhr morgens überschreiten sieben Bataillone der 15. Schottischen Division in „Buffalo“-Transportpanzern bei Bislich den Rhein. Auch bei Bislich überqueren schwimmfähige Kampfpanzer mit eigenem Antrieb den Fluss.
Gleichzeitig greifen bei Wallach, Ossenberg, Rheinberg-Eversael und Orsoy vier amerikanische Bataillone der 30. und der 79. US-Division über den Rhein an. Sie überwinden den Fluss in Sturmbooten.
Der britische Brückenkopf bei Rees wird fortlaufend von deutscher Artillerie beschossen. In den Ruinen von Rees entwickeln sich Straßen- und Häuserkämpfe, deutsche Fallschirmjäger halten Teile der Stadt. Aus dem Bereich Bienen starten Einheiten der deutschen 15. Panzergrenadierdivision mit gepanzerten Fahrzeugen und Jagdpanzern einen Gegenangriff in Richtung Esserden, um die Ausdehnung des britischen Brückenkopfes einzudämmen. Vom linken Rheinufer beschießt die britische Artillerie die Angreifer, die sich in den Bereich um Bienen zurückziehen müssen.
Zwischen 6.00 und 7.00 Uhr starten in Großbritannien 440 Lastensegler-Gespanne mit 3388 Soldaten, Fahrzeugen, Geschützen und Material der britischen 6. Luftlande-Division. Ab 7.00 Uhr starten in Großbritannien 243 amerikanische Transportmaschinen. Sie haben 3837 Fallschirmjäger der britischen 6. Luftlande-Division an Bord.
Ab 7.25 starten im Großraum um Paris 298 amerikanische Transportmaschinen; sie tragen 4894 Fallschirmjäger der amerikanischen 17. Luftlandedivision ins Gefecht. Ab 7.45 Uhr starten im Großraum um Paris 906 amerikanischen Lastenseglergespanne mit 4915 Soldaten sowie Fahrzeugen, Geschützen und Material der 17. US-Luftlandedivision. Insgesamt nähern sich – inklusive der Lastenseglerpiloten – 19.829 alliierte Luftlandesoldaten dem Niederrhein. Ihr Ziel sind Absprung- und Landezonen im Dreieck zwischen Wesel, Hamminkeln und Mehrhoog.

Bislich ist in den Morgenstunden bereits von schottischen Truppen eingenommen, etwas stromabwärts, auf der Höhe von Mehr, wird weiterhin gekämpft. Mit Pontonfähren bringen die Briten erste Fahrzeuge über den Rhein.
Wesel ist am Morgen bereits von britischen „Commandos“ erobert. Zu ihrer Verstärkung setzen weitere britische Truppen über den Rhein.
US-Soldaten rücken auf Möllen, Friedrichsfeld und Dinslaken vor.
Ab 9.50 Uhr springen bei Diersfordt und über der vorgesehenen Absprungzone „W“ bei Flüren die Soldaten des amerikanischen 507. Fallschirmjägerregiments ab. Ab 9.51 Uhr springen zwischen Bergerfurth und Mehrhoog die Soldaten der britischen 3. Fallschirmjägerbrigade über der Absprungzone „A“ ab, es folgen die Absprünge der Soldaten der britischen 5. Fallschirmjägerbrigade über der LZ „B“. Alle Landungen erfolgen im Abwehrfeuer der deutschen Verteidiger.
Ab 10.08 Uhr landen die Soldaten des amerikanischen 513. Fallschirmjägerregiments bei Hamminkeln – auf einer Landezone, die nicht für sie vorgesehen war, sondern für britische Lastensegler.
Um 10.11 Uhr beginnen die ersten britischen Lastensegler ihre Landungen auf den Landezonen O, R und U. An der Issel bei Hamminkeln sollen Einheiten britischen 6. Luftlandebrigade im Handstreich einige Brücken besetzen und sichern. Auf der Landzone P westlich von Hamminkeln landen britische Lastensegler mit Unterstützungstruppen, Fahrzeugen, Geschützen und Nachschub. Viele Lastensegler werden durch Bruchlandungen und feindlichen Beschuss zerstört.
Ab 10.36 Uhr landen die ersten amerikanischen Lastensegler auf der Landezone S, östlich von Wesel. Die Landungen weiterer Lastensegler auf der Landezone N setzen sich bis kurz vor 13 Uhr fort. Viele amerikanische Lastensegler werden durch Beschuss oder bei Bruchlandungen zerstört.
Winston Churchill beobachtet vom Fürstenberg bei Xanten die alliierte Luftlandung. US-General Eisenhower beobachtet die Luftlandung vom Dach der Jugendburg (HJ-Heim) bei Alpen.
Am Nachmittag beginnt der deutsche Widerstand auf den Landezonen nachzulassen, die Deutschen halten das Gebiet östlich der Issel und nördlich der Trasse, die für die geplante Autobahn geschaffen worden war – der heutigen A 3. Die Luftlandung hat die Brückenköpfe Bislich und Wesel schlagartig in die Tiefe erweitert und verstärkt.
Um 13.00 Uhr nähern sich 240 amerikanische B-24 „Liberator“-Bomber im Tiefflug den Landezonen. Sie werfen 600 Tonnen an Nachschubgütern ab. 15 dieser Bomber werden so schwer von deutschen Flugabwehrgeschossen getroffen, dass sie abstürzen.
Um 15.30 Uhr treffen von Bislich kommende britische Soldaten und Panzer in Bergerfurth auf die dort gelandeten britischen und kanadischen Fallschirmjäger. Im Bereich „Auf dem Mars“, der zwischen Bislich und Flüren liegt, treffen schottische Bodentruppen auf amerikanische Fallschirmjäger. An den Rändern der Landezonen erfolgen am Nachmittag und am Abend schwache Gegenangriffe der Deutschen, doch die alliierten Luftlandetruppen sichern erfolgreich die Gebiete, die sie erobert haben.
Im Brückenkopf bei Bislich beginnen britische Pioniere mit dem Bau von drei Pontonbrücken über den Rhein.
Südlich der Lippe erobern amerikanische Truppen Möllen sowie Friedrichsfeld und rücken Richtung Bruckhausen vor. Bei Wallach beginnt der Bau einer amerikanischen Pontonbrücke über den Rhein. Die Brücke bei Wallach ist um 16 Uhr betriebsbereit – und damit die erste alliierte Brücke am Niederrhein. Doch ein von der Strömung abgetriebenes US-Landungsboot prallt gegen die Brücke und macht sie vorläufig unbrauchbar. Auch die Inbetriebnahme zwei weiterer US-Brücken wird durch Beschuss oder ähnliche Unfälle verzögert.
Dinslaken ist gegen 17 Uhr zur Hälfte von amerikanischen Truppen eingenommen. Der Widerstand in der völlig zerstörten Stadt ist äußerst gering. Im Rheinbogen bei Rheinberg beginnen US-Pioniere den Bau von drei Pontonbrücken über den Rhein, die nach Mehrum und Eppinghoven führen sollen.
Sonntag, 25. März
Im Brückenkopf bei Rees verzögert sich die Konstruktion von Pontonbrücken über den Rhein. Der Bau der ersten Brücke war am Vortag begonnen worden. Doch sie kann nicht fertig gestellt werden, da der Frontabschnitt von deutscher Artillerie beschossen wird. Deutsche Fallschirmjäger verteidigen sich weiterhin in den Ruinen der Stadt Rees, die schottischen Angreifer rücken nur langsam vor. Bei Bienen halten deutsche Soldaten, unterstützt von Jagdpanzern, den Vormarsch der Schotten ebenfalls auf, kanadische Infanterie kommt zur Verstärkung der Schotten an den Frontabschnitt bei Bienen. Ein britisches Panzerbataillon setzt stromabwärts von Rees auf Pontonfähren über den Rhein und unterstützt die angreifenden Kanadier. Auch bei Speldrop greifen kanadische Soldaten in die Kämpfe ein. Groin, südlich von Rees an der Reichsstraße 8 gelegen, ist heftig umkämpft.
Die britischen, kanadischen und amerikanischen Luftlandtruppen im Bereich zwischen Mehrhoog, Hamminkeln und Wesel halten ihre Stellungen, ordnen ihre Reihen und bereiten sich auf den Ausbruch aus dem Brückenkopf vor.
Von Bergerfurth rückt eine mobile Kampfgruppe, bestehend aus Panzern und schottischer Infanterie durch den Diersfordter Wald in Richtung Osten vor, sie soll einen Übergang über die Issel erzwingen. Schottische Truppen versuchen gleichzeitig, gegen starken Widerstand den Ort Mehr zu erobern.
Churchill und Montgomery treffen vormittags im US-Hauptquartier in Kamp-Lintfort ein. Dort empfängt sie General Eisenhower, der Oberbefehlshaber der alliierten Streitkräfte in Europa. Am frühen Nachmittag fahren die drei prominenten Besucher gemeinsam nach Büderich zum Hotel „Wacht am Rhein“ und beobachten den Pendelverkehr von amerikanischen Landungsbooten auf dem Rhein. Nachdem Eisenhower sich verabschiedet hat, besteigen Churchill, Montgomery und ihre Entourage, begleitet von Journalisten, ein Landungsboot und setzen über den Rhein. Bei Spellen macht Churchill einen kurzen Spaziergang auf dem rechten Rheinufer.

Im Brückenkopf Bislich kann um 16.30 Uhr die erste britische Bailey-Pontonbrücke in Betrieb genommen werden. Sie führt von Xanten-Beek zum Fährkopf bei Bislich. Ein britisches Panzerbataillon ist die erste Einheit, die diese Brücke nutzen kann. Gleichzeitig pendeln Fähren über den Rhein, mit denen am Abend ein weiteres britisches Panzerbataillon über den Fluss gebracht wird.
Aus dem US-Brückenkopf bei Spellen gehen am Abend zwei amerikanische Kampfgruppen der 30. Infanteriedivision mit Unterstützung von Panzern südlich der Lippe in Richtung Osten vor. Ein Bataillon der 8. US-Panzerdivision hatte am Vortag auf Landungsbooten den Rhein überquert. Der Auftrag der Kampfgruppen ist die Einnahme von Dorsten. Doch sie stoßen auf Widerstand der deutschen 116. Panzerdivision. Andere US-Einheiten haben Lohberg besetzt und sind bis zur Autobahntrasse vorgerückt.
Montag, 26. März
Die mobile Kampfgruppe, die aus Bergerfurth vorgerückt war, ist südlich von Loikum in schwere Kämpfe verwickelt. Ihr Ziel ist der Übergang über die Issel, danach sollen Pioniere eine Behelfsbrücke über die Issel bauen.
Einheiten der britischen 6. Luftlandedivision greifen in Richtung Brünen an. Einheiten der aus Bislich vom Rhein nachgerückten 52. schottischen Infanteriedivision greifen Ringenberg an und erobern das Dorf bis zum Abend.
In den Ruinen von Rees enden die Kämpfe am Morgen. Schottische Soldaten nehmen die letzen Verteidiger gefangen. Auch die Ortschaft Groin ist erobert. Kanadische Truppen haben nach verlustreichen Kämpfen Bienen erobert und stoßen nun Richtung Millingen vor.
US-Truppen der 30. Infanteriedivision und der 8. US-Panzerdivision drängen östlich von Hünxe die Reste der deutschen 116. Panzerdivision bis nach Gahlen zurück.
Im Brückenkopf Bislich überquert ein erstes Bataillon der 7. britischen Panzerdivision in der Nacht auf den 27. März über die Pontonbrücke bei Xanten-Beek den Rhein.
Dienstag, 27. März
Am Morgen ist die Brücke über die Issel bei Loikum fertiggestellt. Loikum wird besetzt. Einheiten der 53. Walisischen Infanteriedivision sind inzwischen von Bislich über Hamminkeln vorgerückt. Über die neue Isselbrücke stoßen einige ihrer Einheiten in Richtung Bocholt vor.
Bei Bislich überqueren weitere Panzerbataillone der britischen 7. Panzerdivision den Rhein und rollen über Hamminkeln bis Brünen vor, dort sollen sich die Einheiten der Division am folgenden Tag sammeln. Von Brünen sollen sie über Raesfeld nach Borken vorrücken.
Bei Wesel bildet das 513. US-Fallschirmjäger-Regiment zusammen mit der britischen 6. Garde-Panzerbrigade einen mobilen Kampfverband. Dieser rückt ab dem Nachmittag entlang der Reichsstraße 58 vor – geplant ist, über Schermbeck, Haltern und Dülmen nach Münster vorzustoßen. Am Abend hat die Kampfgruppe Schermbeck erreicht.
Südlich von Dinslaken gehen Truppen der 79. US-Infanteriedivision in Richtung Aldenrade, Wehofen, Holten bis zum Emscher-Kanal vor.
Bei Rees setzt die britische 43. Infanteriedivision über den Rhein und rückt über Empel auf Isselburg vor. Die kanadische 3. Division hat inzwischen vollständig über den Rhein gesetzt und greift entlang der Reichsstraße 8 in Richtung Emmerich an.
Mittwoch, 28. März
Die Soldaten des amerikanischen 513. Fallschirmjägerregiments rücken – aufgesessen auf den Panzern der britischen 6. Garde-Panzer-Brigade - über die Reichsstraße 58 bis Haltern vor.
Aus dem Raum Dinslaken stoßen US-Truppen der 79. Division nach Duisburg-Hamborn, Bruckhausen und Ruhrort vor.
Der Brückenkopf bei Rees ist inzwischen fest etabliert. Truppen der britischen 3. Infanteriedivision besetzen kampflos Haldern. Kanadische Truppen beginnen mit dem Angriff auf das Stadtgebiet von Emmerich.
In Wesel überqueren erste Panzerbataillone der britische 11. Panzerdivision in der Nacht zum 29. März den Rhein über die drei Pontonbrücken, die amerikanische Pioniere zwischen der zerstörten Eisenbahn- und der zusammengebrochenen Rheinbabenbrücke gebaut haben.
Donnerstag, 29. März
Die britische 11. Panzerdivision geht von Wesel über Brünen und Raesfeld in Richtung Borken vor.
In Wesel beginnen US-Pioniere mit dem Bau einer einspurigen Eisenbahnbrücke, die auf hohen Holzpfeilern ruhen wird. Sie wird stromabwärts direkt neben der zusammengebrochenen Rheinbabenbrücke angelegt. Von der bestehenden Bahnlinie wird ein Zufahrtsgleis zur neuen Brücke geschaffen.
Bei Rees haben die 2. kanadische Infanteriedivision und die 4. kanadische Panzerdivision den Rhein überquert. Sie sollen aus dem Raum Emmerich in die Niederlande vorrücken und die nördlichen Provinzen von den Deutschen befreien.
In Bislich und Xanten-Beek beginnen beiderseits des Rheins die Bauarbeiten an einer „semi-permanenten“ Brücke. Sie soll auf hohen Holzpfeilern den Rhein überspannen und nach ihrer Fertigstellung die Pontonbrücken ersetzen. Diese Brückenkonstruktion soll auf längere Sicht auf dem Rhein wieder Schiffsverkehr ermöglichen, für den Pontonbrücken ein Hindernis darstellen.
Die 8-US-Panzerdivision erobert Dorsten.
Freitag, 30. März (Karfreitag)
In Wesel setzt die britische Militärverwaltung Jean Groos als Bürgermeister und seinen Sohn Wilhelm Groos als stellvertretenden Bürgermeister ein. In Wesel gibt es noch etwa 3500 Einwohner, die vorwiegend in den Außenbezirken ausharren. Dazu kommen tausende befreite Zwangsarbeiter und Zwangsarbeiterinnen. Zwischen diesen und den Bewohnern der niederrheinischen Städte und Dörfer kommt es zu gefährlichen Konflikten – es gibt Überfälle auf Bauernhöfe, Plünderungen, Diebstähle, Racheakte und zahlreiche Gewalttaten gegen deutsche Zivilisten.
Samstag, 31. März
Am frühen Morgen ist ganz Emmerich von kanadischen Einheiten erobert. In Emmerich beginnen kanadischen Pioniere mit dem Bau von drei Pontonbrücken.
In Wesel beginnen US-Pioniere mit dem Bau einer festen Straßenbrücke, die auf Holzpfeilern den Rhein überspannen soll. Sie wird stromaufwärts direkt neben der zerstörten Rheinbabenbrücke angelegt. Die Amerikaner sprengen große Teile des Forts Blücher, um auf der Büdericher Seite mit dem Schutt eine Zufahrt zu der neu entstehenden Brücke zu schaffen.
Sonntag, 1. April (Ostersonntag)
Von Emmerich kommend stoßen kanadische Truppen in Richtung Norden bis zum niederländischen Ort S’Heerenberg bei Doetinchem vor.
Dienstag, 3. April
Im Internierungslager Bedburg beginnen nach Ostern die Rückführungen von deutschen Zivilisten in ihre Städte und Dörfer – innerhalb von drei Wochen wird das Lager Bedburg komplett geräumt sein. In Folge mangelhafter hygienischer Verhältnisse und an Krankheiten - vielfach an Lungenentzündungen - waren im Lager 367 Menschen gestorben. 215 von ihnen waren über 60 Jahre alt. In der Gesamtzahl sind auch 57 Kinder enthalten, die an Diphterie starben.
Die weiteren Ereignisse
Die Eroberung des rechten Niederrheins war nach einer Woche mit der Einnahme von Emmerich am 31. März 1945 erfolgreich abgeschlossen. Auf alliierter Seite waren beim Rheinübergang und der Luftlandung insgesamt über 2300 Soldaten gestorben, eine ähnliche Zahl – vielleicht etwas geringer – kann für die deutsche Seite angenommen werden. Über 16.000 deutsche Soldaten gerieten während der Kämpfe in Gefangenschaft.
Die Brückenköpfe bei Dinslaken, Spellen, Wesel, Bislich und Rees waren zu einem großen rechtsrheinischen Brückenkopf vereint worden. Im Bereich zwischen Dinslaken und Emmerich hatten Pioniere 20 Pontonbrücken gebaut. Sie errichteten danach sechs weitere „semi-permanente“ Brücken auf Pfeilern. Alliierte Truppen konnten den Rhein nun ungehindert überqueren. Auf dem rechten Niederrhein hatten die kanadische 1. Armee und die ihr unterstellten britischen Truppen nun eine Absprungbasis, von der aus sie die nördlichen Provinzen der Niederlande befreien konnten. Am 13. April nahmen britische Truppen Arnheim ein. Die Stadt hatte nach der gescheiterten Luftlandung im September 1944 noch fast sieben Monate unter deutscher Besatzung gestanden. Die Kämpfe zur Befreiung der Niederlande dauerten noch bis zum 4. Mai an. In Deutschland stießen die alliierten Truppen vom Niederrhein in Richtung Osten und Norden vor. Am 15. April wurde das Konzentrationslager Bergen-Belsen durch britische Einheiten befreit - sie gehörten zur britischen 11. Panzerdivision, die bei Wesel den Rhein überquert hatte. Am 4. Mai nahm Feldmarschall Montgomery in der Lüneburger Heide eine erste Teilkapitulation der Wehrmacht entgegen – die deutschen Truppen in Nordwestdeutschland, in den Niederlanden und Dänemark ergaben sich. Im allliierten Hauptquartier in Reims in Frankreich folgte am 7. Mai die bedingungslose Kapitulation aller Truppen der deutschen Wehrmacht. Dieser Akt wurde auf Betreiben der Sowjetunion am Abend des 8. Mai 1945 in Berlin-Karlshorst wiederholt.